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Unterschiedliche Eltern führen zu unterscheidenden Kindern

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Der Familientherapeut Jesper Juul begrüßt ausdrücklich einen unterschiedlichen Erziehungsstil der Eltern:

Kinder können auf wunderbare Weise mit der Verschiedenheit ihrer Eltern umgehen. Sie fühlen sich dadurch weder unsicher noch verwirrt, wie wir früher immer gedacht haben. An einem Punkt sollten sich Eltern allerdings einig sein. Nämlich darin, dass es in Ordnung ist, unterschiedlich zu sein.

Diese Sichtweise kommt einer kopernikanischen Wende des Familienleitbilds gleich. Die Familie war früher vereinfacht gesprochen ein totalitäres System, in dem der Vater über die Finanzen und die Mutter über die Emotionen herrschte. Die freie Familie akzeptiert jedes Familienmitglied, auch die Kinder, als gleichberechtigten Menschen.

Die noch in der totalitären Familie verhaftete Familienrechtsprechung muss sich schnell ändern, um der gesellschaftlichen Veränderung Rechnung zu tragen. Der Streit getrennter Eltern, die vor Gericht landen, darf nicht mehr als Bedrohung für das Kind betrachtet werden, sondern als sein wachtstumsförderndes Potential.

Kinder, die auch nach der Trennung der Eltern bei beiden gleichwertig leben können, erleben, dass Menschen auch abseits ihrer Rolle (Vater oder Mutter) einen Wert haben. Die gleichberechtigte Elternschaft bringt das Menschliche zurück in die Trennungs-Familie, damit Menschen voneinander lernen können.

Die freie Familie erkennt die Unterschiede ihrer Mitglieder als Bereicherung an. Wer als Kind lernt, dass ihm Papa und Mama in ihrer Unterschiedlichkeit gleichwertig als Eltern erhalten bleiben, der kann die Unterschiede aller Menschen erkennen und anerkennen.

Indem ein Elternteil nicht mehr entfremdet wird, weil er zum Besuchs-Elternteil degradiert wurde, vermindern wir Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, fanatischen Feminismus und andere verachtenden Denkmuster. Stattdessen erlauben wir Kindern und Eltern, die Differenz von Menschen als Bereicherung zu erleben.

Eine Gesellschaft, die Trennungs-Eltern in ihrer Unterschiedlichkeit als Bereicherung anerkennt, die erlaubt deren Kinder, ihre Umwelt differenziert wahrzunehmen und gut unterscheiden zu können. Letztlich ist dies eine Bedingung für eine tolerante und diskussionsfähige Demokratie.

Autor

  • Sandro Groganz

    Chefredakteur - Ich habe Freifam gestartet, um mit meiner eigenen Situation als geschiedener Vater besser umgehen zu können. Was ich mir von der Seele schrieb, berührte andere Menschen mit ähnlichen Schicksalen. Da erkannte ich, dass Freifam das Potential zu einer neuartigen Bewegung für Familien hat. In diesem Sinne sehe ich mich als Familien-Aktivist.

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