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Die heutige Führerpädagogik in der Familienjustiz und -politik zu Trennungsfamilien

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Deutsche Familienrichter wie am BGH und -politiker wie die Bundesfamilienministerin Lisa Paus sind von einer entnazifizierten Führerpädagogik geleitet. Unser Chefredakteur zeigt auf, welche autoritären Erziehungsprinzipien dahinter stehen.

Die pädagogische Gesinnung, die deutsche Familiengerichte und -politiker leitet, würde ich als “Führerpädagogik” bezeichnen. Ich weiß, dieser Begriff erinnert an die Nazi-Zeit, hat jedoch mit der damaligen politischen Ideologie nichts zu tun. Die heute in der Familienrechtsprechung herrschende Führerpädagogik ist nicht nationalsozialistisch sondern ein ohne politischen Inhalt übrig gebliebenes Surrogat autoritärer Erziehung. Sie gilt in den deutschen Familiengerichtssälen und -parlamentsausschüssen immer noch als die beste aller deutschen Erziehungen und wird totalitär mit der Gewalt der Justiz aufgezwungen.

Ein Kommentar auf Facebook zu einem Artikel von Freifam fasst die Prinzipien der Führerpädagogik bestechend gut zusammen. Der Verfasser des Kommentars ist ein Vertreter der Führerpädagogik und meint jedes Wort, das er geschrieben hat, ernst. Der Kommentar ist nicht als Kritik an der Führerpädagogik gemeint. Vielmehr hält der Kommentator die Führerpädagogik für richtig.

Führerprinzip über alles

Der erste Satz in dem Kommentar lautet:

“Kinder brauchen klare Führung und Erziehung.”

Ja, so ist das in Deutschland, hier spricht es einer klar aus! Das ist das Führerprinzip angewendet auf die Familie. Wenn man auf Wikipedia nach Führerprinzip schaut dann steht da:

“Das Führerprinzip ordnet im Allgemeinen eine Gruppe […] ohne Einschränkungen den Entscheidungen des jeweiligen Führers unter. Das Führerprinzip beinhaltet die „Autorität jedes Führers nach unten und Verantwortlichkeit nach oben“. Mehrheitsentscheidungen finden nicht statt. Entscheidungen werden von einer einzelnen Person getroffen, der gegebenenfalls Berater beigeordnet sind.”

So stellt sich das der Kommentator auf Facebook also vor in einer Familie: Es gibt keine Mehrheitsentscheidungen. Die Eltern sind die unangefochtenen Führer. Die Eltern müssen unisono, gemeinsam im Konsens als die Führer der Kinder auftreten. Dabei darf es natürlich keine Unklarheiten geben, denn die Eltern als Führer sind – wie es in Wikipedia treffend beschrieben ist, die Autorität nach unten und nach oben. Das ist kurzgesagt das Heil der Führerpädagogik.

Das Problem ist, dass diese Führerpädagogik nicht nur von dem Facebook-Kommentator propagiert wird, sondern sie ist das pädagogische Leitbild für die herrschende deutsche Elite. Zum Beispiel vertritt diese Führerpädagogik niemand geringeres als die amtierende Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Sie hat zum Beispiel auf einer öffentlichen Veranstaltung dieses Jahr gesagt, dass das Wechselmodell aus ihrer Sicht nur dann möglich ist, wenn die Eltern nicht streiten. Diese Erziehungsvorstellung, dass Trennungseltern ihre Kinder nur dann gleichberechtigt 50/50 erziehen können sollen, wenn sie sich nicht streiten, folgt dem Ideal des Führerprinzips. Eltern sollen ihre Kinder auch nach der Trennung als ein Führer in Personalunion führen. Wenn sich die beiden Führer in der Trennungsfamilie streiten, ist das Führerprinzip in Gefahr. Näheres über dies totalitär-pädagogische Denkweise der grünen Bundesfamilienministerin erfährt man in unserem Artikel “Lisa Paus: Eine politische Verbrecherin an strittigen Trennngsfamilien“.

Ich will betonen: Es geht mir hier nicht darum zu behaupten, dass durch Familienrichter oder -politiker nationalsozialistische politische Inhalte weitergeführt werden. Das ist definitiv nicht so. Vielmehr ist die autoritären Erziehung, wie sie im Dritten Reich propagiert wurde, im heutigen Deutschland als staatliches Erziehungsprinzip ohne das Ziel der politischen Indoktrination übrig geblieben. Diese Essenz der Führerpädagogik ist immer noch vorherrschend bei den deutschen Eliten der Justiz, Legislative und Exekutive. In den Landesregierungen, Bundesregierung, Jugendämtern – in allen Teilen dieser Staatsorgane in Deutschland wird den Bürgern die Führerpädagogik aufgezwungen.

Gleichgeschaltete Erziehung

Der Kommentar auf Facebook verrät noch mehr über die Führerpädagogik:

“Wenn die Elternteile aber heute der Eine Hüh und morgen der Andere Hott erzieht ist das dem Wohle des Kindes sicherlich nicht zuträglich und bringt nur Verwirrung.”

Darin ist wieder ein totalitäres Denken enthalten. Hier wird nämlich gesagt, dass eine pluralistische Erziehung, in der die Eltern unterschiedliche Erziehungsvorstellungen haben, für Kinder schlecht sei. Es dürfe nur eine herrschende und gleichgeschaltete Erziehungsform geben, denn, wir erinnern uns, Kinder brauchen klare Führung und Erziehung. Alleine die Führerpädagogik mit ihrem Führerprinzip ist die richtige Erziehung – nicht nur für den Facebook-Kommentator, sondern wie gesagt unter anderem auch für die Bundesfamilienministerin Lisa Paus.

Pädagogisch totalitäre Justiz

Der Facebook-Kommentator schreibt weiter:

“Insofern bedarf es sicherlich der übergeordneten Regelung durch ein unabhängiges Organ. In diesem Fall ist das wohl das Familiengericht.”

Das beschworene unabhängige Organ, also das Gericht, besteht so nicht in Deutschland, wenn man sich die Familienrechtssprechung zu streitenden Trennungseltern anschaut. Hierzu hat der Bundesgerichtshof 2017 entschieden: wenn Eltern nicht konsensfähig sind, sie nicht kommunizieren und kooperieren, dass dann das Wechselmodell, also die gleichberechtigte Erziehung, nicht geht. Holla die Waldfee! Wieder das Führungsprinzip, diesmal vom Bundesgerichtshof propagiert. Eines der höchsten dieser angeblich unabhängigen Organe folgt ebenfalls der autoritären pädagogischen Gesinnung, nämlich der Führerpädagogik. Näheres hierzu kann man in unserem Artikel “Psychische Kindeswohl-Diktatur: Das autoritäre Subsystem des deutschen Familienrechts” lesen.

Kindeswohl-Kriegsrhetorik

Der Kommentator auf Facebook ist noch nicht fertig:

“Und wenn den Eltern das nicht passt, dann rauft euch endlich zusammen und tragt eure Differenzen nicht auf dem Rücken der Kinder aus.”

Dieser Satz gibt zutreffend wieder, was in Deutschland in Familiengerichten, Parlamenten und Jugendämtern im Sinne des Kindeswohls angesehen werden, wenn sich Eltern trennen. Tatsächlich ist das Wechselmodell nach dem Willen des Staates in Deutschland nur möglich, wenn die Eltern sich selbständig einigen. In Deutschland bekommt ein Trennungselternteil das Wechselmodell nicht, wenn sich die Eltern vor dem Gericht streiten. Das ist aussichtslos.

Die Forderung, die Trennungseltern sollen ihre Differenzen nicht auf dem Rücken der Kinder austragen, ist im Grunde eine propagandistische Rhetorik, und zwar eine Kriegsrhetorik. Sie bleut uns ein, es gäbe ein höheres gemeinsames Gut als die Rechte von Individuen. In der Kriegsrhetorik steht immer das Vaterland über allem. Die herrschenden sagen dann, wir können gerade keine Demokratie brauchen. Streitet euch nicht, wir sind im Krieg, sondern unterstützt das Vaterland. Tragt eure Differenzen als Individuen nicht auf dem Rücken des Vaterlands aus. Analog heißt es für Trennungsfamilien, wo quasi die Eltern im Krieg zueinander stehen: tragt eure Differenzen nicht auf dem Rücken der Kinder aus!

Das Führerprinzip wird in Trennungsfamilien mit den Mitteln der Kriegsrhetorik durchgesetzt, indem das sogenannten Kindeswohl als höheres Gut analog zum Vaterland konstruiert wird, damit die individuellen Elternrechte und damit deren unterschiedlichen Erziehungsvorstellungen hinter der Führerpädagogik zurückzutreten haben. In dieser Rhetorik steckt das Führerprinzip. Nach der Kriegslogik des Familiengerichts sind die Kinder wichtiger als das individuelle Rechte der Eltern sich um den besseren Erziehungsstil zu streiten.

Die logische Konsequenz aus dieser familiengerichtlichen Kriegsrhetorik und -logik ist: Wenn ein Elternteil die Kinder autoritär nach dem Führerprinzip erziehen will, der andere jedoch nicht, sondern stattdessen gleichberechtigt im demokratisch-pluralistischen Wechselmodell erziehen will, dann ist klar, dass nach der Logik der Führerpädagogik der Elternteil mit dem totalitären Führungsanspruch über die Kinder gewinnen wird. Leider ist es nämlich so, dass sowohl die Bundesfamilienministerin wie auch der Bundesgerichtshof was Familien angeht immer noch das totalitäre Erziehungsideal haben, welches ich als Führerpädagogik zusammengefasst habe.

Ein-Eltern-Diktaturen

Diese dem Führerprinzip verpflichtete deutsche Staatspädagogik müssen meine Kinder und ich seit Jahren erdulden. Meine Ex-Frau ist ganz klar der autoritär erziehende Elternteil. Das hat mir im Laufe unserer Ehe nicht gefallen, was schlussendlich dazu geführt hat, dass wir uns trennten. Die Situation heute ist die, dass unser ältestes Kind bei mir lebt und es darf zu seiner Mutter so oft es will. Während auf der anderen Seite die drei jüngeren Kinder von der Mutter nicht zu mir gelassen werden.

Ich sehe hier auf pädagogischer Ebene Parallelen zu der Zeit der DDR: Die Mutter meiner Kinder hat eine unsichtbare psychische Mauer aufgebaut, nämlich durch Einschüchterungen durch sie und ihr familiäres Umfeld in Form von körperlicher und psychischer Gewalt gegen meine drei jüngeren Kinder. Sie trauen sich nicht mehr, von ihrer Mutter zu verlangen, dass sie auch den Vater sehen dürfen, und zwar schon seit über vier Jahren. Auf der anderen Seite lebt die älteste Tochter sozusagen in Westdeutschland, weil sie so oft zu ihre Mutter und den Geschwistern sozusagen in den Osten darf, wie sie will und die Mutter es zulässt. Ganz so wie das DDR-Regime, bestimmt die Mutter die Frequenz der Besuche. Von mir, dem Vater, gibt es keine Einschränkungen, was sozusagen die Aus- und Einreisen der ältesten Tochter angeht.

Das Problem, welches alle strittigen Trennungsfamilien heute in Gesamtdeutschland leider haben, ist das überall herrschende pädagogische Führerprinzip, in dem die Familienrechtssprechung verhaftet ist. Jeder Elternteil, der die demokratische Erziehung im Wechselmodell sicherstellen will und hierzu naiv vor Gericht geht, so wie es bei mir auch war, in der Hoffnung, dass vor einem Familiengericht in einer Demokratie im Sinne des Pluralismus und der Gleichberechtigung Recht gesprochen wird, wird merken: Pustekuchen! Stattdessen werden im Namen des totalitären Kindeswohls  sozusagen lauter kleine Ein-Eltern-Diktaturen errichtet, in denen ein Elternteil die Herrschaft über die Kinder durch das Familiengericht verliehen wird, damit das Führerprinzip an die nächste Generation weitergeben wird.

Überall in Deutschland gibt es daher diese Mini-DDRs und BRDs, diese im kalten Krieg gefangenen Trennungsfamilien, in denen nach dem Willen des Familiengerichts ein Elternteil der Alleinherrscher, der unangefochtene Führer ist und der andere ein Besuchsrecht für die Kinder hat, ganz so wie die Westler die Ostverwandtschaft besuchen durften.

Hier der gesamte Facebook-Kommentar:

“Kinder brauchen klare Führung und Erziehung. Wenn die Elternteile aber heute der Eine Hüh und morgen der Andere Hott erzieht ist das dem Wohle des Kindes sicherlich nicht zuträglich und bringt nur Verwirrung. Insofern bedarf es sicherlich der übergeordneten Regelung durch ein unabhängiges Organ. In diesem Fall ist das wohl das Familiengericht. Und wenn den Eltern das nicht passt, dann rauft euch endlich zusammen und tragt eure Differenzen nicht auf dem Rücken der Kinder aus.”

Autor

  • Sandro Groganz

    Chefredakteur - Ich habe Freifam gestartet, um mit meiner eigenen Situation als geschiedener Vater besser umgehen zu können. Was ich mir von der Seele schrieb, berührte andere Menschen mit ähnlichen Schicksalen. Da erkannte ich, dass Freifam das Potential zu einer neuartigen Bewegung für Familien hat. In diesem Sinne sehe ich mich als Familien-Aktivist.

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Bildquelle: Landtag von Baden-Württemberg

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