Ein vor 32 Jahren gegründetes Urgestein der Väterbewegung, der sogenannte “Väteraufbruch für Kinder” (VafK), demontiert sich offenbar momentan selbst. Die Bilanz dieser Lobby-Gruppe für das Wechselmodell ist in der aktuellen Legislaturperiode desaströs und war auch in den vorangegangenen Jahren nicht überzeugend.
Ein PR-Coup gelang dem VafK im Jahr 2006, als sich Mathieu Carrière als gekreuzigter Jesus für die Gleichberechtigung von Vätern einsetzte.
UPDATE: An der Kreuzigungsaktion war der VafK nicht beteiligt, sie musste eher geheim vorbereitet werden. Nur weil sie taggleich mit einer VafK-Demo stattfand, sind auf Bildern zum Event auch Schilder des VafK zu sehen. Der damalige Bundesvorstand des VafK hatte sich noch am selben Tag von der Kreuzigung distanziert.
Einen kleinen Erfolg konnte der VafK im Jahr 2009 verbuchen, weil Mitglieder dieses Vereins den Vater vor dem EGMR unterstützten, dessen Fall dazu führte, dass ledige Väter heutzutage überhaupt die Chance haben, gegen den Willen der Mutter das gemeinsame Sorgerecht zu beantragen. Weitere Details hierzu erfährt man aus dem Freifam-Interview mit diesem Vater, nämlich Horst Zaunegger. Allerdings gelang es dem VafK nicht, auf Basis der EGMR-Entscheidung das automatische Sorgerecht für ledige Väter zu verankern.
UPDATE: Ein Zeitzeuge teilte mit, dass der VafK den Fall Zaunegger tatsächlich auf dem Weg zum EGMR nicht unterstützt habe und erst im Nachhinein den Kontakt zum betroffenen Vater suchte.
Beim Beschluss des BGH im Jahr 2017, wonach das Wechselmodell auch gegen den Willen einer Mutter angeordnet werden kann, spielte der VafK keine maßgebliche Rolle. Im Gegenteil, er erfuhr erst im Nachhinein davon. Auch mit diesem Vater, nämlich Klaus Fiegl, führte Freifam ein Interview.
War der VafK im Fall Zaunegger noch aktiv involviert, im Fall Fiegl nur Zaungast, so hat er sich durch seine Haltung zum jüngsten maßgeblichen Beschluss des BGH zum Wechselmodell im November 2019 von einem Förderer zu einem Verhinderer der gleichberechtigten Elternschaft gewandelt. Freifam hat in einem kürzlich erschienen Artikel den Verrat des VafK am Wechselmodell analysiert.
Aktuell scheitert der VafK wieder wie schon 2009 dabei, das automatische Sorgerecht für ledige Väter einzuführen – trotz der positiven Empfehlung einer von der Regierung hierfür eingesetzten Expertengruppe.
Wie konnte es so weit kommen, dass der Väteraufbruch auf Bundesebene sein eigenes Ziel verrät und sich in den vergangenen 10 Jahren nicht nur von der Basis entfernte, sondern sich sogar gegen sie wandte? Wir haben hierzu noch keine abschließende Antwort, recherchieren jedoch intensiv und werden unsere Ergebnisse natürlich veröffentlichen.