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Deutschland braucht Wut-Toleranz

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Die Wut ist ein gesellschaftlich verachtetes Gefühl in Deutschland. Sie ist nicht salonfähig. Weder in Medien, noch in Behörden, Gerichten, Schulen, Kindergärten und auch nicht in Familien. Wut jedoch ist ein wichtiges Signal, dass jemand gekränkt wurde oder sich gekränkt fühlt.

Eine Gesellschaft, die Wut unterdrückt, radiert mit der Zeit das Gefühl selbst aus. Wer keine Wut zeigen darf, wird früher oder später keine mehr spüren. Das ist äußerst gefährlich, denn dann fehlt das Frühwarnsystem für Kränkungen, Demütigungen, Unrecht, usw.

Deutschland braucht Toleranz für Wut. Schon Kinder müssen lernen: Wut ist ok, du darfst sie spüren. Erwachsene sollen sie ausdrücken dürfen, um auf Mißstände aufmerksam zu machen. Wieviele Harz IV-Empfänger werden belächelt, wenn sie in Reality-Formaten über den Staat schimpfen? Wie schnell steckt man AfD-Anhänger in die rechte Ecke, weil sie provozieren? Ihre Wut und Verzweiflung sollten ernst genommen werden.

Deutschland sollte als Gesellschaft insgesamt toleranter gegenüber der Wut werden, damit jeder in diesem Land lernt, diesem Gefühl mit fester Stimme Ausdruck zu verleihen. Nur so kommen wir den vielfältigen Diskriminierungen auf die Spur, die es in Deutschland nach wie vor gibt.

Dass man(n) verletzlich ist, sich dabei auch in der Defensive fühlen darf, sollte wohlwollend hingenommen werden. Wir wissen nie, welche persönliche Geschichte der Diskriminierung jemand hinter sich hat, die er noch nicht ganz überwunden hat. Väter, die gesellschaftlich diskriminiert werden, benötigen diese Wut-Toleranz, um gehört zu werden.

Autor

  • Sandro Groganz

    Chefredakteur - Ich habe Freifam gestartet, um mit meiner eigenen Situation als geschiedener Vater besser umgehen zu können. Was ich mir von der Seele schrieb, berührte andere Menschen mit ähnlichen Schicksalen. Da erkannte ich, dass Freifam das Potential zu einer neuartigen Bewegung für Familien hat. In diesem Sinne sehe ich mich als Familien-Aktivist.

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4 comments

  1. Eva Martin 2 Mai, 2018 at 08:58 Reply

    Guter und wichtiger Beitrag! Ich habe meiner Fallverantwortlichen des Jugendamtes das entsprechende pädagoische Buch zum Thema, das bei ihnen in der Erziehungsberatungsstelle auslag, sehr ans Herz gelegt: https://www.focus.de/familie/erziehung/kultur-und-leben-medien-mehr-aggression-bitte_id_2759227.html Weitere Kommentare von mir zum Thmea finden Sie in den Kommentaren unter folgendem Beitrag ziemlich weit unten: https://failuretolisten.com/2017/07/25/i-am-so-fucking-sick-of-this-world/

  2. Oswin Haas 2 Mai, 2018 at 09:11 Reply

    Die Wut ist eine ganz normale Emotion, die vor allem Energie zur befreienden Tat liefert. Das kann man bei jedem Tier als noch GESUNDE Reaktion beobachten, wenn es immer mehr eingeschränkt wird. Wenn es nicht mehr wütend ist, ist es schon gebrochen.

    Emotionen sind Mittel der Wahrnehmung vor allem in Bezug auf Dinge, die in der Außenwelt passieren. Sie können “positiv” oder “negativ” sein, je nachdem, was Geschehnisse für uns bedeuten. In den seltensten Fällen sind Emotionen kranke Falschmeldungen, die “psychologisch behandelt” werden müssten. Unser gesellschaftliches System mit den gegebenen Machtverhältnissen hat ein Interesse daran, dass bestimme Emotionen wie die Wut unterdrückt oder geächtet werden, damit die Menschen die WIRKLICHE Bedeutung ihrer Emotion nicht erkennen: dass etwas in der AUSSENWELT nicht stimmt. So auch dasjenige, was uns “entsorgte Väter” bewegt …

    Ja, Deutschland braucht Toleranz gegenüber Wut, damit die URSACHEN für die verschiedenen Wüte dann klar erkannt werden können und man die fantastische seelische Energie der Wut für positive Veränderungen positiv nutzen kann …

    PS Die Verfahrensbeiständinnen, Gutachterinnen, etc. verhalten sich oft so wie die Chef-Psychiaterin in “Einer flog über das Kuckucksnest” … Sie sind Vertreterinnen von nichts anderem als von der modernen Inquisition.

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Bildquelle: Landtag von Baden-Württemberg

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