Wer akzeptiert heute noch in der westlichen Welt, dass Sklaven gehalten werden? Wer, dass man sich duelliert? Wer, dass man seine Ehre durch einen Mord rächt?
Niemand, weil es archaisch ist.
Wer akzeptiert heute noch in der westlichen Welt, dass Mütter wichtiger sind als Väter? Wer akzeptiert noch den Seelenmord am Kind, weil es mit Papa nicht so leben kann, wie es sich das wünscht?
In den meisten westlichen Ländern ist das noch so, obwohl es archaisch ist.
Das Residenzmodell wird aussterben. Es ist unmodern, gewissenlos. Es wird eines Tages geächtet werden wie Sklaverei, Duelle und Ehrenmorde. Dies ist der Weg der Zivilisation, wie ihn Immanuel Kant in seiner Schrift “Zum ewigen Frieden” dargestellt hat:
Wenn es Pflicht, wenn zugleich gegründete Hoffnung da ist, den Zustand eines öffentlichen Rechts, obgleich nur in einer ins Unendliche fortschreitenden Annäherung wirklich zu machen, so ist der ewige Friede, der auf die bisher fälschlich so genannte Friedensschlüsse (eigentlich Waffenstillstände) folgt, keine leere Idee, sondern eine Aufgabe, die, nach und nach aufgelöst, ihrem Ziele (weil die Zeiten, in denen gleiche Fortschritte geschehen) hoffentlich immer kürzer werden, beständig näher kommt.
Die gleichberechtigte Elternschaft gibt es z.B. schon in Belgien, Schweden, Frankreich, Australien, Kentucky und sie ist eine weltweite Emanzipations-Bewegung. Sie ist unaufhaltsam und wie Kant es beschreibt, eine ins Unendliche fortschreitende Annäherung, eine Aufgabe, die ihrem Ziel beständig näher kommt.
Eine moderne Zivilisation ächtet den Seelenmord durch das Residenzmodell.
Bildnachweis: By unknown, maybe Elisabeth von Stägemann (school of Anton Graff) – http://www.kant.uni-mainz.de/ikonographie/gemaelde.html, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57428663
Ich möchte noch hinzufügen, dass wir im Falle des Residenzmodells einer Tradition gegenüberstehen. Scheinbar macht es das auch so schwer, es aufzulösen, weil es – wie bei Traditionen üblich – viele Menschen gibt, die daran hängen. Weil sie sich eine Alternative nicht vorstellen können, weil sie ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben (“Das haben wir immer schon so gemacht; das hat sich bewährt”), etc.
Fakt ist, es ist nicht mehr passend für unsere heutige Gesellschaft.
Vermutlich würden wenige in unserer Gesellschaft heutzutage an anderen Traditionen festhalten, die einen großen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von bestimmten Personengruppen darstellen: Beschneidung von Mädchen, Beschneidung von Jungen, Führerscheinverbot für Frauen, Arbeitsverbot für Frauen, Frauen an den Herd, usw.
In diesen Fällen sind wir uns aufgrund eines höheren Bewußtseinszustandes relativ einig, dass das unpassend ist. Wir haben unser Sicherheitsbedürfnis aufgegeben (“Das ist eine Tradition und das wird so gemacht”) zugunsten einer Entscheidung, den Menschen dahinter zu sehen. Und seine Bedürfnisse, Werte und seinen Schmerz. Wir haben an dieser Stelle entschieden, dass das die Tradition überwiegt.
Mit der Tradition, dass das “Kind zur Mutter gehört”, und der Vater als Erzeuger und Unterhalter (wenn ich mir erlauben darf, an dieser Stelle die statistisch erhöhte Relevanz benutzen zu dürfen; ich weiß, dass die Rollenverteilung auch anders sein kann) möglichst rausgehalten werden sollte, wird es ähnlich sein. Bis dahin ist es noch ein Weg und ich bin mir sicher, dass wir dann auch dahin zurückschauen werden und uns fragen werden, wie wir es als Menschen und als Gemeinschaft von Menschen, so lange tragen konnten.
Danke Marcus, so sehe ich das auch. Wir müssen raus aus dem dunklen Mittelalter der Familiengerichtsbarkeit und rein in die Aufklärung.
[…] Jede Haltung gegen das Wechselmodell muss geächtet werden, weil sie die Beziehungs- und Familienunfähigkeit der boykottierenden Person offenlegt. Wer sich nach der Trennung gegen das Wechselmodell ausspricht, war schon während der Paar-Beziehung unfähig, seine Kinder um ihrer selbst willen zu lieben. […]
Danke für diesen Blick in eine hoffentlich nicht mehr allzuferne Zukunft, Sandro und dass es dir immer wieder gelingt, die Dinge auf den Punkt zu bringen.