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Quo vadis Väteraufbruch für Kinder e.V. (VafK)?

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In diesem Kommentar unseres Chefredakteurs beleuchten wir die aktuelle Krise im Verein “Väteraufbruch für Kinder e.V.” (VafK) und diskutieren mögliche Zukunftsszenarien angesichts des Rücktritts von drei der fünf Bundesvorstände.

Der Väteraufbruch für Kinder e.V. (VafK) erlebt derzeit eine Krise, die den Verein an einem Scheideweg stehen lässt. Drei von fünf Bundesvorständen sind kürzlich zurückgetreten, darunter auch der Bundesvorsitzende. Die zentrale Frage, die sich nun stellt, lautet: Wie geht es weiter mit dem Verein?

Eine Möglichkeit besteht darin, dass die verbliebenen Mitglieder, sozusagen die “Dinosaurier”,”Patriarchen” oder “grauen Eminenzen”, den Verein weiterführen. In diesem Fall würde der VafK zwar weiter existieren, aber auf toxische Weise rückwärtsgewandt, Mütter ignorierend, in Machtkämpfe verwickelt und somit weiter in der Bedeutungslosigkeit versinkend.

Andererseits könnten die jüngsten Entwicklungen auch das Ergebnis eines internen Machtkampfes sein. Der zurückgetretene Bundesvorsitzende könnte seinen Landesverein als Basis für zukünftige Aktionen nutzen und versuchen, die Kontrolle über den VafK zurückzugewinnen. Dabei ist seine eigene Rolle in der Vergangenheit nicht unproblematisch: Er war maßgeblich an Entscheidungen beteiligt, die dem Verein schadeten – sowohl inhaltlich als auch strategisch.

Insgesamt handelte der Bundesvorsitzende dem ursprünglichen Ziel des Vereins entgegen, die Rechte von Vätern und deren Kindern im Falle von Trennung und Scheidung zu stärken. Der Verein setzt sich gemäß seiner Website für eine gleichberechtigte Elternschaft ein und möchte das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellen. Zu den zentralen Anliegen des VafK gehören die Förderung des gemeinsamen Sorgerechts und des Wechselmodells als Regelfall, bei dem Kinder nach einer Trennung abwechselnd bei beiden Elternteilen leben.

Der Drang des Bundesvorsitzenden, enge Verbindungen zum Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und zur SPD aufzubauen, erwies sich als strategische Fehlleistung und untergrub die Ziele des Vereins. Diese Annäherung an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und die SPD kann als eine Art Appeasement-Strategie betrachtet werden. Hierbei versuchte der Bundesvorsitzende, Gehör bei einer Partei und einem Ministerium zu finden, die bis heute als klare politische Gegner der Ziele des VafK auftraten. Anstatt eine klare und kritische Position zu vertreten, schien der Verein in der Hoffnung auf Akzeptanz und Einflussnahme Zugeständnisse zu machen.

Der VafK folgte willig einer Einladung des Ministeriums unter der damaligen SPD-Ministerin Franziska Giffey, sich mit rein mutterzentrierten Gegenspielern des Wechselmodells wie z.B. der “Mütterinitiative für Alleinerziehende” (MIA) an einen Tisch zu setzen. Diese Entscheidung führte dazu, dass diese Bewegungen als gleichwertige Gesprächspartner aufgewertet wurden, obwohl ihre Positionen den Zielen des VafK fundamental widersprachen. Gleichzeitig wurde der VafK dadurch ganz klar als Väterverein in Opposition zu Müttervereinen positioniert und nicht als ein Verein, der sich für Väter und Mütter einsetzt.

In diesem Zusammenhang muss auch der Beitritt des VafK zum Bundesforum Männer als Fehltritt betrachtet werden, was in der Außenwahrnehmung den einseitigen Väter-Fokus verstärkte. Das Bundesforum Männer betont ausserdem, dass es keine pauschale Lösung wie das Wechselmodell für alle Familien gibt und individuelle Lösungen gefunden werden müssen, die auf das Wohl der betroffenen Kinder abzielen. Dieser Ansatz ist jedoch problematisch, da er das unbestimmte und daher nicht fassbare Konzept des “Kindeswohls” gegen die universalen Werte des Grundgesetzes stellt, wie die Gleichberechtigung der Eltern und das natürliche Recht der Eltern, ihre Kinder zu erziehen. Der VafK bezieht sich jedoch auf diese Werte und steht somit im Widerspruch zum Bundesforum.

Der VafK hat sich auch mit der herrschenden Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) gemein gemacht, die die Meinungsfreiheit in Trennungsfamilien zum Thema Wechselmodell unterdrückt. Indem der Verein diese Rechtsprechung unterstützt oder zumindest nicht kritisch hinterfragt, trägt er dazu bei, dass Eltern, die sich für das Wechselmodell einsetzen, in ihrer Meinungsäußerung in der Privatsphäre eingeschränkt werden, indem ihnen der Kontakt zu den Kindern eingeschränkt oder völlig genommen wird. Der VafK untergräbt damit denklogisch auch die Meinungsfreiheit von Kindern in Trennungfamilien, weil so die Weitergabe des Wissens über das Wechselmodell per Gerichtsentscheidungen stigmatisiert und tabuisiert wird.

Der Versuch, Kompromisse einzugehen und die Nähe zu einflussreichen politischen Akteuren zu suchen sowie sich bei der Justiz anzubiedern, die eigentlich den Zielen des Vereins entgegenstehen, hat dem VafK geschadet. Diese Strategie erwies sich als kontraproduktiv und wirkte sich negativ auf die Glaubwürdigkeit des Vereins aus. Anstatt tatsächlich Einfluss auf die politische Agenda zu nehmen und das Unrecht der Justiz gegen Eltern, die sich für das Wechselmodell einsetzen, scharf zu kritisieren, verlor der VafK an Profil und politischer Relevanz.

Es kommt hinzu, dass es der VafK jahrelang versäumt hat, sich umzubenennen und das Wort “Väter” aus seinem Namen zu streichen, um auch Mütter anzusprechen und seinen Einsatz für die gleichberechtigte Elternschaft nach Trennung auch im Namen Ausdruck zu verleihen. Dies hätte dazu beitragen können, den Anschein von einseitigen “Väterrechtlern” zu vermeiden und ein inklusiveres Bild des Vereins zu präsentieren. Die Abschieds-E-Mail der ehemaligen Bundesvorständin Stephanie Linsser legt nahe, dass frauenverachtende Männer innerhalb des VafK die Umbenennung des Vereins blockiert haben. Diese Haltung untergräbt nicht nur die Bemühungen um Gleichberechtigung und das Wohl der Kinder, sondern schadet auch dem Ansehen des Vereins in der Öffentlichkeit.

Die Zukunft des VafK ist ungewiss. Trotz einiger guter Initiativen steht der Verein daher heute schlechter da denn je – zumindest in seiner Außenwirkung. Dem zurückgetretenen Bundesvorsitzenden könnte man vorwerfen, dass er die Ziele des VafK verraten hat, anstatt einen “Marsch der Väter durch die Institutionen” zu erreichen. Auf der Bundesebene hat der VafK in den letzten Jahrzehnten ohnehin keine wesentlichen Veränderungen erreicht. Mit den übrig gebliebenen Bundesvorständen, hat er keine Chance auf Erneuerung. Sollte der zurückgetretene Bundesvorsitzende wieder die Kontrolle übernehmen und die übrig gebliebenen zwei Vorstände abgelöst werden, wäre dies kein großer Gewinn für den Verein, da der Vorsitzende Teil des Problems war.

Der VafK müsste sich grundlegend reformieren und neu ausrichten, wenn er irgendeine politische Relevanz in Deutschland haben möchte. Allein, es fällt ihm seine eigene Geschichte auf den Fuß, denn er erweist sich in der Rückschau als Verein, der faktisch die Rechte von Kindern und Eltern in Deutschland geschwächt hat, die Gleichberechtigung von Eltern intern und extern verhindert hat, und insgesamt dem Wechselmodell einen Bärendienst erwies.

Hinzu kommt, dass mit dem von mir vor bald fünf Jahren gegründeten Freifam-Netzwerk eine Alternative zur Verfügung steht, in die sich zunehmend ehemalige VafK-Aktive einbringen. Freifam hat im Gegensatz zum VafK eine flache, dezentrale Organisationsform und setzte sich von Anfang an für die Rechte der Eltern gleich welchen Geschlechts ein, und selbstverständlich auch für die Rechte von Kindern in Trennungsfamilien. Durch seine transparente, offene und inklusive Ausrichtung, die eine Vielfalt von Meinungen und Aktivitäten zulässt, bestimmen bei Freifam nicht Ego und Macht die Geschicke, sondern universale Werte, Kompetenz und Umsetzung. Aus dieser Warte heraus scheuen Mitglieder von Freifam notfalls auch nicht vor scharfer Kritik an Gerichten zurück, um diese universalen Werte zu verteidigen.

Mit der am Ostermontag, 10.4. von 19 bis 21 Uhr anstehenden konstituierenden Sitzung zur Freifam Charta, wird das Freifam-Netzwerk eine neue Ebene erreichen, von der aus es sich zukünftig mit einer wachsenden Zahl von Mitgliedern für die gleichberechtigte und demokratische Erziehung durch getrennt lebende Eltern einsetzen will.

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Autor

  • Sandro Groganz

    Ich habe Freifam gestartet, um mit meiner eigenen Situation als geschiedener Vater besser umgehen zu können. Was ich mir von der Seele schrieb, berührte andere Menschen mit ähnlichen Schicksalen. Da erkannte ich, dass Freifam das Potential zu einer neuartigen Bewegung für Familien hat. In diesem Sinne sehe ich mich als Familien-Aktivist.

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Bildquelle: Landtag von Baden-Württemberg

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