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Das Leid auf sich nehmen, um die Gesellschaft zu ändern

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Wer leidet, der beginnt zu verstehen, dass unsere menschlichen Beziehungen zwischen den Polen Angst und Liebe oszillieren. Der erkennt, dass Veränderung nur möglich ist, wenn man das Leid, das einem zugefügt wird, hinnimmt und nicht zurück schlägt.

Was sich nach Buddha oder Jesus anhört ist der Weg, auf dem sich alle entwürdigten Menschen auf diesem Planeten befinden – und wir alle sind Entwürdigte oder werden noch entwürdigt. Viele schlagen zurück, andere halten sich zurück und stecken in der Resignation fest.

Nur wenige sehen durch ihr Leid hindurch das Leid der anderen und zeichnen sich verantwortlich für das Leid, das sie anderen antaten. Sie nehmen das Leid bewusst auf sich, um die negative Dynamik zu unterbrechen. Sie setzen sich dafür ein, dass das Leid aller aufhört. Sie haben hinter all dem Leid ein universales Prinzip erkannt, z.B. Gleichheit, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung oder Freiheit.

Jesus, Gandhi und Martin Luther King nahmen sehr viel Leid auf sich und starben sogar dafür. Vielleicht spürten Sie irgendwann, dass ihr Körper von anderen Menschen ausgelöscht werden würde, um die Botschaft zu töten, die jedoch umso stärker weiter leben würde. Wer sich die letzte Rede von Martin Luther King anschaut, wird seine Todesahnung von seinem Gesicht ablesen können.

In dieser Rede sagt Martin Luther King, dass er bereit sei für sein Anliegen zu sterben. Am folgenden Tag wurde er erschossen. Wer sich einem universalen Gut verschrieben hat, das jedem Menschen mehr Frieden und Freiheit bringt, der weiß mit innerer Stärke, dass es sich lohnt, dafür sein Leben zu geben.

Martin Luther King war schon als Kind depressiv und wollte sich das Leben nehmen. Er ertrug die Diskriminierung als Schwarzer nicht. Wie wurde solch ein sensibler, zerbrechlicher Junge zum Anführer der Bürgerrechtsbewegung?

Das Leid eines entwürdigten und entrechteten Menschen lässt scheinbar nur zwei Optionen zu: Entweder töte ich meine Peiniger (= Aggression) oder ich töte mich selbst (Auto-Aggression). Die rasende Wut und der Schmerz lassen die Seele immer häufiger und extremer zwischen diesen zwei Polen hin- und herspringen.

Wenn die innere Zerrissenheit nicht mehr auszuhalten ist, überkommt einen plötzlich ein innerer Friede. Er war schon immer da, hinter all der Wut, Ohnmacht und Verzweiflung. Mit ihm kommt die Erkenntnis: Wenn sowieso jemand stirbt (ich oder meine Peiniger), dann kann ich mein Leben auch schenken, es etwas widmen, das allen Menschen hilft.

Diese Selbsauflösung ist die Befreiung aus äußeren Umständen und man stellt sein Leben in den Dienst anderer Menschen. Damit verschwinden die Zweifel und Ängste nicht über Nacht, aber das Ziel gewinnt zusehends an Stärke. Gandhi war ein schlechter Redner und stotterte, bevor er sich für die Rechte seiner Landsleute in Südafrika einsetzte. Danach stotterte er nicht mehr und inspirierte seine Zuhörer wie kein anderer.

Alle Anführer friedlichen Wandels haben eines gemeinsam: Sie sind im Leben schon gestorben, um zu sich selbst zu finden und anderen für ein höheres Gut zu dienen. Der Tod kann ihnen nichts mehr anhaben. Deshalb konnten sie Folter und Gefängnissen trotzen und den zivilen Ungehorsam anführen.

Selbstauflösung heißt nicht, Unrecht zu akzeptieren. Sondern: Selbstauflösung löst das Unrecht auf, weil es einem nichts mehr antun kann. Man ist schon gestorben und hat den inneren Frieden gefunden. Dieser kann einem durch keine äußeren Einflüsse genommen werden. Das Unrecht hat keine Bedeutung mehr. Seine gesellschaftliche Überwindung ist nur eine Frage der Zeit – diese Gewissheit hat man, weil man es selbst schon überwunden hat.

Deshalb sagte Gandhi “mein Leben ist meine Botschaft”, denn indem er sich selbst überwand, überwand er das Unrecht und konnte andere Menschen zu einem gemeinsamen positiven Ziel führen.

Je ziviler eine Gesellschaft ist, d.h. je weniger Leid in ihr herrscht, umso weniger muss man für mehr Gerechtigkeit bereit sein, eventuell mit dem Leben zu bezahlen. Trotzdem ist gesellschaftliche Veränderung auch heute noch und auch in Deutschland nach wie vor mit Leid und Repressalien verbunden (Geldstrafen, Gefängnis, Psychiatrie) und die Anführer haben alle den selben Prozess durchlebt: Sie starben bewusst im Leben, um ihr Leben für ein universales Prinzip anderen zu schenken.

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Autor

  • Sandro Groganz

    Ich habe Freifam gestartet, um mit meiner eigenen Situation als geschiedener Vater besser umgehen zu können. Was ich mir von der Seele schrieb, berührte andere Menschen mit ähnlichen Schicksalen. Da erkannte ich, dass Freifam das Potential zu einer neuartigen Bewegung für Familien hat. In diesem Sinne sehe ich mich als Familien-Aktivist.

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Bildquelle: Landtag von Baden-Württemberg

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